7. Hilfsfahrt in’s Ahrtal – ein Situationsbericht 1,5 Jahre nach der Flutkatastrophe

„Für Waffen- und Munitionslieferungen ist Geld da in Deutschland. Aber anscheinend nicht für uns Flutopfer !“ Im Ahrtal fühlen sich viele Menschen vom Staat allein gelassen. Allein gelassen mit dem Riesenberg an Schäden, der in der verheerenden Flutnacht im Sommer 2021 entstanden ist. So ist es verständlich, dass mancher seinem Ärger und seinem Frust mit derartigen Äußerungen Luft macht. Auch wenn die Ahrtal-Bewohner es natürlich auch für notwendig halten, die Ukraine in ihrem Existenzkampf zu unterstützen, so setzten sie doch auch große Hoffnungen auf schnelle, staatliche Hilfen. Enttäuscht sind sie aber v.a. darüber, dass es so unendlich lange dauert, bis die vor einem Jahr bei den vielen großen Spendenaktionen zusammengekommenen Gelder endlich ausgezahlt oder auch die Entschädigungen der Versicherungen geleistet werden. „Der Bürokratismus nervt gewaltig, hemmt anstatt beschleunigt  die Auszahlung. Immer wieder müssen noch zusätzliche Nachweise von uns beigebracht werden !“, stöhnen die Betroffenen.

Glücklicherweise gibt es da aber noch die privaten Spendenaktionen, zu denen auch die „Fluthilfe Geckenau“ gehört. Hier kommen die Gelder und Sachspenden unbürokratisch und unmittelbar bedürftigen Menschen zugute. Erst vor wenigen Tagen ist Wolfgang Grom mit einigen Helfern von seinem insgesamt schon siebten Hilfstransport aus dem Ahrtal zurückgekehrt. Mit seinem ebenfalls in der Fluthilfe stark engagierten Oberstreuer Kollegen Uwe Müller, dessen Sohn David und Christoph Dorst, dem Fahrer des Sattelzuges, den die Oberstreuer Fa. Jürgen Dorst kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, hatten er sowie Elke Müller und Harald Seufert aus Wegfurt einmal mehr Geld- und Sachspenden, aber auch Christstollen, Plätzchen und Geschenkpäckchen in das Flutgebiet transportiert. 40 Ster Brennholz hatten die Rhöner zusätzlich gespendet, was dort dringend gebraucht wird, um durch den Winter zu kommen.

Natürlich wurden die Rhöner Helfer auch diesmal wieder freudig und mit offenen Armen empfangen. Die gewohnt herzliche Begrüßung durch die Heimbewohner der Lebenshilfe Ahrweiler in Rolandseck musste diesmal ausfallen, da Corona im Heim grassierte. Doch die Betreuer versprachen, Stollen und Plätzchen, Mehl und Geschenke an die behinderten Menschen zu verteilen. Noch immer beschäftigt sie die Ereignisse in der Flutnacht. Noch immer sind sie traumatisiert, als damals 12 ihrer Mitbewohner in den reißenden Fluten ihr Leben verloren haben.

Immense, glücklicherweise aber nur materielle Schäden hat das Hotel Post von Günter und Petra Lang in Altenahr damals erlitten. Das 177-Betten-Hotel fungierte aufgrund seines Standorts unmittelbar am Bett der Ahr quasi als „Prellbock“ für die dahinterliegenden Häuser. Das hübsche Hallenbad wie der große Speisesaal, Küche und das gesamte Erdgeschoss wurden komplett verwüstet. Die Hotelinhaber werden wohl auf einen Wiederaufbau verzichten. Stattdessen soll das Bettenhaus gegenüber ausgebaut und mit Küche und Speiseraum im Erdgeschoss ausgestattet werden. Doch die Arbeiten gehen nur zäh und schleppend voran. Nach anderthalb Jahren warten die Langs noch immer auf Baumaterial und auf Heizungsinstallateure.

Eine große nachweihnachtliche Freude haben Wolfgang Grom & Co. auch dem Winzerhof „Klosterhof Gilles“ von Benno und Dorle Gilles im ebenfalls schwer betroffenen Marienthal bereitet, die dankbar Brennholz und eine Geldspende überreicht bekamen.

Zwar kehren die meisten Menschen so nach und nach wieder in eine einigermaßen akzeptable Normalität zurück. In fast allen Ortschaften wird kräftig an der Wiederherstellung der Infrastruktur gebaut, wird an der Entsorgung, an der Wasser- und Stromversorgung gewerkelt, sind an vielen Stellen auch schon neue Wohnhäuser gebaut worden. Doch es wird wohl noch sehr lange dauern, bis die Wunden dieser Schreckensnacht verheilt sind. An ein unbeschwertes Weihnachtsfest war so auch in diesem Jahr nicht zu denken. Zu oft schwirren die damaligen Geschehnisse noch im Hinterkopf herum, sorgen für Albträume. Besonders die Kinder ängstigen sich bei Starkregen. Da fällt es natürlich schwer, eine fröhliche Weihnachtszeit zu besingen.

Katharina Prax und Wolfgang Grom, die beiden Köpfe der „Fluthilfe Geckenau“, werden, wie auch Uwe Müller jedoch nicht müde, trotz des 2022 in den Vordergrund gerückten Ukraine-Krieges weiterhin um Spenden für die Menschen im Ahrtal zu bitten. Immer wieder zeigt sich bei ihren Besuchen dort, dass die Bewohner auf das gute Herz ihrer Mitmenschen angewiesen sind, um über die Runden zu kommen. Noch immer sind die Schäden der Flutnacht deutlich zu sehen, auch wenn inzwischen die Infrastruktur wieder aufgebaut wird.

Geldspenden sind nach wie vor ungeheuer wichtig. Sie können unter dem Stichwort „Flutopfer“ auf das Konto IBAN DE29 7935 3090 0011 0693 25 eingezahlt oder unmittelbar in die Spendenbox im Bastheimer „Dorfladen Besengau“ eingeworfen werden. Insgesamt hat die Geckenauer Hilfsaktion schon über 43.000 € an Spendengeldern gesammelt und unmittelbar an die bedürftigen Menschen und Einrichtungen im Ahrtal weitergegeben.

6. Hilfstransport in’s Ahrtal: Noch immer kämpfen die Bewohner mit den Folgen der Flutkatastrophe

Entkernt und leergeräumt – so sieht es noch in vielen Häusern des Ahrtales aus. Helfer aus der Rhön waren kürzlich zum sechsten Mal vor Ort.

Spenden Sie weiterhin auf das Konto IBAN DE29 7935 3090 0011 0693 25 (Stichwort „Flutopfer“) oder unmittelbar in die Spendenbox im Bastheimer „Dorfladen Besengau“. Insgesamt hat die Geckenauer Hilfsaktion bisher rund 38.000 Euro Spendengeld gesammelt und an die bedürftigen Menschen und Einrichtungen im Ahrtal weitergegeben.

Das Horrorszenario aus der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 hat sich in die Köpfe der Bewohner des Ahrtals wohl auf ewig eingebrannt. Unvorstellbare Flutmassen wälzten sich durch hübsch herausgeputzte Urlaubsorte, wie Schuld, Altenahr, Mayschoß oder Dernau, und rissen alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte.

Auch 14 Monate nach dieser verheerenden Flutkatastrophe, leiden die Menschen dort noch unter den Auswirkungen, sind viele noch traumatisiert, klaffen die ungeheuren Wunden, die damals in die Städte und Dörfer gerissen wurden, noch weit auseinander.

Die Straßen sind inzwischen wieder einigermaßen hergerichtet, zumindest Behelfsbrücken errichtet und das Bett des jetzt so unscheinbar dahinfließenden Flüsschens Ahr freigeräumt, doch vor allem in den privaten Anwesen sind die Schäden noch immens und deutlich sichtbar.

Helfer aus Geckenau, Bastheim, Oberstreu und Wegfurt im Ahrtal

Zum sechsten Mal hatte sich ein Hilfstransport der „Fluthilfe Geckenau“ mit Helfern aus Geckenau, Bastheim, Oberstreu und Wegfurt auf den Weg ins gut 400 Kilometer entfernte Ahrtal gemacht, um dort Hilfsgüter und Spendengelder an Ort und Stelle an bedürftige Menschen und Einrichtungen zu übergeben.

Unter der Regie des Geckenauer Feuerwehrkommandanten Wolfgang Grom waren zwei vom Mellrichstädter Malteser Hilfsdienst sowie von Alexander Dorst (Oberstreu) kostenlos zur Verfügung gestellte Lkw und Anhänger mit insgesamt 20 Ster Holz (von Spendern aus Oberstreu, Gabolshausen, Geckenau und Wollbach), 375 kg Mehl (gespendet von der Wirsingmühle Mellrichstadt), 300 kg Kartoffeln (Spende der TB Agrar GbR Hollstadt), 2520 Eiern (Spende des Eierhofs Dieter Then, Reyersbach), und weiteren gespendeten Fahrrädern, Staubsaugern, Waschmaschinen, Kinderspielsachen, warmer Kleidung, Geschirr, einem Gästebett und anderem beladen worden.

Menschen mit Behinderung haben ihr Zuhause verloren

Angesichts des bevorstehenden zweiten Winters für die Menschen dort, häufig noch fehlender Heizungsanlagen und von dortigen Brennholzpreisen von bis zu 150 Euro je Ster war das Rhöner Holz besonders begehrt und teilweise unmittelbar vom Lkw auf die privaten Pkw-Anhänger umgeladen worden. Groß auch die Freude bei den Menschen mit Handicap und den Mitarbeitern der Lebenshilfe Ahrweiler, als der Hilfskonvoi vor dem Wohnheim in Rolandseck eintraf, wohin die behinderten Menschen nach der Flutnacht umziehen mussten.

Die Mitarbeiter und Bewohner des Wohnheimes der Lebenshilfe Ahrweiler freuten sich über die Sach- und Geldspenden aus der Rhön.
Die Mitarbeiter und Bewohner des Wohnheimes der Lebenshilfe Ahrweiler freuten sich über die Sach- und Geldspenden aus der Rhön.

Sie sind den Rhöner Helfern besonders ans Herz gewachsen. Bei dem Hochwasser hatten zwölf Wohnheim-Bewohner ihres früheren Sinziger Domizils ihr Leben verloren. Mehrfach haben die Rhöner diese Einrichtung bereits unterstützt. Ute Voss, stellvertretende Vorsitzende der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler, überreichten Wolfgang Grom, Uwe und Evelyn Müller aus Oberstreu, Harald Seufert und Elke Müller aus Wegfurt sowie Klaus-Dieter Hahn aus Bastheim noch einen Spendenbetrag.

Häuser im Ahrtal müssen ausgeräumt und entkernt werden

Sie zeigte sich mit ihren Mitarbeitern sichtlich ergriffen und dankbar. Weitere Stationen auf der Hilfstour waren „Renés Flutgarage Ahrtal“ in Heppingen, die „Ausgabestelle Eifel“ der Hoteliers Siggi und Susi Verdonk vom „Dreimäderlhaus“ in Winnerath, das „Hotel zur Post“ in Altenahr oder auch der von der Flut arg getroffene Winzerhof von Benno Gilles in Marienthal.

Spendengelder insbesondere des Bastheimer Frauenbundes gab es aus der Hand von Katharina Prax, der Initiatorin der „Fluthilfe Geckenau“, für Alexandra Seul, die betroffene Menschen im kleinen Ort Heimersheim unterstützt, sowie für Janett Levold und ihre Familie, deren kleine Kfz-Werkstatt in der Flutnacht überflutet worden war.

Die Flutmarke am Giebel dieses inzwischen wieder hergerichteten Wohnhauses zeigt an, wie unglaublich hoch das Wasser in den Straßen von Altenahr in der Flutnacht stand.
Die Flutmarke am Giebel dieses inzwischen wieder hergerichteten Wohnhauses zeigt an, wie unglaublich hoch das Wasser in den Straßen von Altenahr in der Flutnacht stand.

Ebenfalls betroffen machte das Hilfsteam die Schilderung der Eigentümer des durch die Flut stark beschädigten Hotels zur Post in Altenahr, das wie die umliegenden früheren Gaststätten und Wohnhäuser ausgeräumt und entkernt werden musste. Petra und Günter Lang warten dort schon seit der Flutnacht Mitte Juli 2021 auf staatliche Hilfsgelder oder die Auszahlung von Ersatzleistungen der Versicherung.

Menschen im Ahrtal sind unzufrieden mit der Politik

Fünf Mitarbeiter beschäftigen sie weiter, obwohl sie derzeit lediglich Geld aus dem Betrieb von zwei Imbissständen auf dem Hotel-Parkplatz einnehmen. Hinzu kommen noch die immens gestiegenen Kosten für Baumaterial und für Handwerksleistungen. Seit Wochen warten sie schon auf die Reparatur der Heizungsanlage. Aktuell können sie lediglich Übernachtungen in den oberen, nicht vom Hochwasser beeinträchtigten Etagen – ohne Heizung und Warmwasser – anbieten.

Im Gespräch mit Bewohnern des Ahrtals kommt immer wieder die Unzufriedenheit und Enttäuschung darüber zum Ausdruck, wie von der Politik mit der Situation umgegangen werde. Sauer sind die Ahrtaler auch auf die Menschen, die die Notlage ausnutzten und das mitgebrachte Werkzeug der freiwilligen Helfer geklaut haben.

Spenden sind weiterhin nötig

Doch die Menschen im Ahrtal geben trotz dieser dramatischen Situation und vielleicht auch dank ihres rheinischen Humors nicht auf und freuen sich riesig über die Hilfe aus der Rhön. Daher sind für die Fluthilfeaktion von Katharina Prax und Wolfgang Grom getreu dem Motto „SolidAHRität ist das Seil, das hält, wenn alle Stricke reißen“ Geldspenden nach wie vor wichtig.

Spenden Sie weiterhin auf das Konto IBAN DE29 7935 3090 0011 0693 25 (Stichwort „Flutopfer“) oder unmittelbar in die Spendenbox im Bastheimer „Dorfladen Besengau“. Insgesamt hat die Geckenauer Hilfsaktion bisher rund 38.000 Euro Spendengeld gesammelt und an die bedürftigen Menschen und Einrichtungen im Ahrtal weitergegeben.